
1. Mai in München. Alte und junge Generation vereint für Frieden und Gerechtigkeit.
,Demonstrationen in München sind oft von Rivalitäten der verschiedenen Gruppen geprägt und haben manchmal den Charakter einer geschlossenen Gesellschaft für Eingeweihte oder verdiente Veteranen.
Auch treten junge Menschen gerne in abgeschlossenen Blöcken auf und erinnern mit Seitentransparenten an römische Schildkrötenformationen. Was in Zeiten der Repression vielleicht noch sinnvoll erschien, wirkt heute bestenfalls wie anachronistische Folklore einer Szene, die spätestens mit „Wir impfen euch alle“ ihre antiautoritäre Glaubwürdigkeit verloren hat.
Anders dieser erste Mai. Bei allen Unterschieden waren alle Teilnehmer einig in der Forderung nach Frieden und Aufnahme sofortiger Verhandlungen. Und anders als bei manchen Gewerkschaftsfunktionären waren auch die Kriegskredite und die Umstellung auf Kriegswirtschaft Gegenstand der Kritik.
BSW und Unterstützer bildeten einen gemeinsamen Block mit den palästinasolidarischen Frauen in Schwarz in Nähe zu anderen Friedensgruppen.
Das anschliessende Strassenfest zog eine neue Generation junger Genossen an, die durch Fridays for Future politisiert, eine ungewohnte Offenheit austrahlten und für die die spaltenden Aufreger vergangener Jahre keine identitätsstiftende Bedeutung mehr haben.
Endlich scheint die jahrzehntelange Dominanz des Linksliberalismus auch in der Arbeiterbewegung durch Palästinasoldidarität und konsequente Friedenforderungen fast überwunden zu sein.
„Links ist vorbei!“ rief Merz im Münchner Wahlkampf aus. Die Strassen Münchens boten an diesem 1. Mai ein anderes Bild, auch abseits der parlamentarischen Linken lässt sich ein neuer Aufbruch feststellen und ein neues Potential den Fokus auf das Einende statt auf das Trennende legen.
(mat)