
Gemeinsam für Deutschland? Friedensbewegte auf Abwegen.
,Seit März machen zahlreiche Demonstrationen unter dem Motto „Gemeinsam für Deutschland“ von sich reden. Monatlich mobilisieren sie zeitgleich in allen Bundesländern und zahlreichen weiteren Städten ein neues Bündnis aus Nationalisten und dem eher unpolitischen Teil der neuen Friedensbewegung. Dabei bedienen sie sich sowohl der Codes von Pegida, der neurechten Jugendbewegung und leider auch jener Friedenaktivisten, die mit Beginn der Coronamassnahmen politisiert wurden und unter Verweis auf deutsche Revolution und Grundgesetz die Deutschlandfahne auf ihren Demos eingeführt hatten.
Lange wurde gerätselt, ob dies wirklich eine Graswurzelbewegung aus dem Bauenwiederstand sein könne wie anfangs behauptet, oder doch eher direkt von interessierter Seite inszeniert, scheint nun eher das Muster zahlreicher Parteimitgliedschaften der Anmelder für eine konzertierte Aktion der AfD zu sprechen, auch wenn vielerorts ein Schulterschluss mit NPD und ihrem Vorfeld stattfand.
Anders als im Monat zuvor, wurde in München auf ein bürgerlicheres Auftreten wert gelegt, ausdrückliche Neonazigruppen um Fernbleiben gebeten und die Friedensforderungen gegenüber den nationalistischen in den Vordergrund gerückt.
Dennoch fiel die Mobilisierung diesen Monat schwächer aus und die Weiterentwicklung darf mit Spannung erwartet werden.
Leider ist es den Organisatoren gelungen, auch Teile der neuen Friedensbewegung mit halbherzigen Friedensforderungen anzulocken und sie an ein Bündnis mit offen gewaltbereiten Rechtsextremen heranzuführen.
Für diejenigen, die ehrlichen Herzens für den Frieden demonstrieren wollen, stellt sich nun die Frage nach einer optischen Abgrenzung von dieser, sich spätestens jetzt als unselig erweisenden Mischung aus Friedens- und Deutschlandfahnen, deren Wiederaneignung als Symbol der bürgerlichen Revolution in Deutschland leider als gescheitert betrachtet werden muss..
Warum nicht die Fahne der aufständischen Bauern, das Symbol der Hoffnung auf einen neuen Bund im Einklang mit der Welt, die bei monokulturell Gesonnenen verhasste Regenbogenfahne wieder zum Symbol der Friedensbewegung machen, auch in Abgrenzung zu jenen Tendenzen, die bei aller berechtigten Kritik an bigotter Wokeness, jegliche Diversität ängstlich beargwöhnen?
(mat)